Gemeinsam gegen Rechts


Im Rahmen der ANTIFA-Woche der Wolfsburger IG-Metall zum Thema "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" fand am 12. November eine Kranzniederlegung an der Gedenkstätte auf dem Velpker Friedhof statt. Wir als SPD-Velpke haben gerne einen Beitrag zu dieser Veranstaltung geleistet und danken dem IGM Wohnbezirk Velpke für das Videomaterial und die Organisation!


Der vollständige Redebeitrag unser Ortsabteilung mit Harald Ludwig

Liebe Anwesende, 
an dieser Gedenkstätte wird alljährlich am Tag der Befreiung an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Heute aber, haben wir uns hier versammelt, um gegen den wieder aufkeimenden Antisemitismus aufzustehen. 

Die Nazis hatten mit ihrem Rassenwahn die Ermordung und Unterdrückung zahlloser Menschen gerechtfertigt. 

Großeltern und Eltern meiner Generation, so, wie die Mehrheit der damaligen deutschen Bevölkerung, gehörten zu den Ermöglichern des Nationalsozialismus. Es wurde ignoriert oder auch gebilligt oder weggeschaut, wenn jüdische Menschen verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt wurden, wo die meisten von ihnen durch unmenschliche Zwangsarbeit oder direkt in den Gaskammern auf grausame Weise zu Tode kamen. 

Ich zitiere aus einem Interview mit der Holocaust-Überlebenden Julia Weiss, die als junge jüdische Frau aus Ungarn in das KZ-Ausschwitz verschleppt wurde: 

Wir wurden in Viehwaggons weggebracht und ich weiß nicht, wie lange wir unterwegs waren, aber irgendwann waren wir in einem Land, dessen Sprache und Schilder wir nicht verstanden. 

Unsere Ankunft in Ausschwitz, das Öffnen der Waggons und das Schreien: "Alles aussteigen!". Sie schrien uns an und sagten, da stehe ein LKW, den könnten wir benutzen, wenn nicht, dann sollten wir eben laufen. 

Ich war froh, nach der langen Fahrt zu laufen und entschied mich zu Fuß zu gehen. Das rettete mir das Leben, doch das wusste ich damals noch nicht. Alle, die auf die LKWs stiegen, wurden direkt in die Gaskammern geschickt. 

Ich machte dann die ganze Aufnahmeprozedur durch: Scham- und Achselhaar wurde geschoren. Wir mussten unsere letzten Habseligkeiten hergeben. Ich bekam einen blauen Anzug mit langen Ärmeln und eine Art Kleid mit Ärmelaufschlägen, an dem tote Läuse klebten. Ich wusste erstmal gar nicht, was da klebte, aber später erfuhr ich, dass es die Kleidung von bereits Ermordeten war. Dann wurden uns die Nummern eintätowiert: Meine war 80519, und das Kopfhaar wurde uns geschoren. 

Ich registrierte zunächst gar nichts. Ich war immer in Angst um meine Eltern und um meinen Bruder - nicht um mich. Ich hoffte einfach nur, dass es ihnen gut ging. Ich dachte an Zuhause, erinnerte mich an die fröhliche und unbeschwerte Zeit. Eines bedauerte ich besonders, dass ich noch Jungfrau war und vielleicht sterben werde, bevor ich die Liebe kennengelernt habe. Zitat-Ende. 

Wenn wir heute wieder Hetze von rechts erleben, gegen Juden, gegen Migranten, gegen Behinderte und das sogar im politischen Alltag, wo die AFD die NS-Zeit als einen Vogelschiss in der deutschen Geschichte benennt, dann zeigt das, wie wichtig solche Aktionen wie die ANTIFA-Wochen sind. Noch leben wir in einer Gesellschaft mit einer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Sorgen wir dafür, dass es so bleibt und auch unsere jüdischen Mitbürger sicher mit uns leben. 

Zum Schluss zitiere ich Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden: „Wenn quer durch die Gesellschaft gezeigt wird, wie vielfältig jüdisches Leben ist, wenn Juden nicht länger als fremd empfunden werden, dann können wir erreichen, dass manches Vorurteil über Juden endlich ein für alle Mal verschwindet.

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